Montag, 31. August 2009

27. Cusco

Cusco - das ehemalige Machtzentrum der Inkas - ist wohl einer der kulturell, interessantesten Städte von Peru. In der Innenstadt sind die meisten Häuser auch heute noch gut sichtbar auf den alten Inka-Mauern errichtet. Durch ihre perfekte Paßform ist keinerlei Mörtel notwendig und die Grundmauern haben bis jetzt jedes Erdbeben in der Region überstanden. Lediglich die darauf in Europäischer Bauweise errichteten Gebäude mußten jedesmal zumin. repariert werden. Diese Mischung zwischen Inka- und Kolonial-Bauweise macht einen Spaziergang durch die Gassen zum besondern Gustostückerl.


Nach der Eroberung Cusco durch die Spanier setzten diese alles daran, daß die Lücke, welche die Inkas hinterließen zu füllen und das Andenvolk auf die neue Religion - das Christentum - "umzuschulen". Als Folge dessen stehen rund um den Hauptplatz mehr als fünf Kirchen und Cusco war einst das größte Bischofstum der Welt, denn es umfaßte neben Peru auch Bolivien, Argentinien, Chile, usw. Aus diesem Grund starteten wir am ersten Tag unsere Besichtigung im größten Kirchenkomplex am Plaza de Armas. Der Eintrittspreis war zwar sehr gesalzen, doch durch den aufwendig gemachten Audiorundgang und die prachtvollen Kunstwerke war dies sein Geld wert.


Wir erfuhren viele Details wie flexibel die damalige Kirche ihre Religion auslegte um sie den "Heiden" schmackhaft zu machen. Zum Beispiel werden die Frauenabbildungen meist sehr europäisch gekleidet, aber mit Bauch gezeigt. Diese sind nicht schwanger, sondern es wird die traditionelle Bekleidung nachgeahmt, die aus unzähligen Unterröcken besteht, so das die Frauen recht umfangreich waren. Auch wurden die dargestellten Speisen beim letzten Abendmahl typisch lokal gezeigt. In der Mitte vom Tisch lag, das noch heutige Nationalgericht, Cuy - Meerschweinchen.

Interessant fanden wir auch wie viele Jungfrauen die Kirche verehrt, wobei Christus hier oft zweitrangig erscheint. Für jeden Zweck gibt es eine, aber auch andere Heilige. Der heilige Antonius soll nicht nur verloren Dinge wieder auffindbar machen, sondern auch den heiratswilligen Frauen zu ihren Wunschehemännern verhelfen. Hierfür werden Abbildungen des Heiligen gekauft, geweiht und kopfüber zu Hause aufgehängt. Jeden Freitag dreht man ihn um, um ihn an seine Wünsche zu erinnern. Für die verfolgten, potenziellen Ehemänner gibt es wiederum eine Heilige die sie von den Wünschen der Frauen befreit.

Einen Vormittag verbrachten wir im Kloster "Santo Domingo - Qorikancha", das im Inneren Reste eines Sonnen, Mond, und Sternentempel zeigte. Das Konvent sollte einst die Residenz des ersten Inkas Manco Capac gewesen sein und die Mauern des Tempels waren damals mit Gold verziert. Bis zum Touristenandrang schlenderten wir durch die alten Gänge, suchten den Garten auf und tauchten in eine fremde Welt.



Da Cusco der Ausgangspunkt für unseren Ausflug zu Machu Picchu war und Markus am Ende seines Aufenthalts von hier auch einen Flug nach Lima hatte, blieben uns noch mehrere Tage um verschiedene sehr gute Museen anzusehen. Besonders das kleine, private Musikmuseen hatte es unserer Berni angetan. Neben der Innenstadt hat uns auch das Flanieren, in dem etwas höher gelegenen Stadtteil "San Blas", sehr gut gefallen.


Der beste Ausflug war allerdings zu der übergroßen, weißen Christusstatue, welche über der Stadt thront. Diese erinnerte uns sehr ans "Rio de Janeiro".



Neben der Statue befinden sich auf der Anhöhe die Festungsanlage Saqsaywamán - gesprochen "sexy woman" - und der Kultplatz Q'enqo. Uns interessierte allerdings das bunte Treiben auf den Wiesen zwischen den Anlagen am meisten. Da es Sonntag war, sind sehr viele Familien mit ihren Kindern zum Drachensteigen hier heraufgekommen. Wir setzten uns also inmitten der tollenden Flugkünstler und genossen das warme Wetter, sowie die fröhliche Ausgelassenheit.




An einem Abend gingen wir zusammen mit drei Grazer Studenten in das höchst gelegene Pub der Welt, welches sich im irischen Besitz befindet. Die Grazer hatte Markus schon auf den Weg zur "Isola de Sol" kennengelernt und wir hatten sie zufällig in Aguas Calientes wieder getroffen. Das Essen war vorzüglich und neben dem peruanischen Bier "Cusqueña" machten ein paar Whiskey die Runde. Dies sollten die zwei Jungs am nächsten Tag bereuen. Entweder der Alkohol wirkt auf 3430 Meter um einiges stärker, oder wir werden einfach bald 30 - sprich alt ;-).

Viel zu bald war auch Markus letzter Tag in Peru gekommen und so setzten wir uns noch in unser Lieblingscafé "Cappucchino" am Plaza de Armas mit den wundervollen Blick auf die Kathedrale. Wir frühstückten und spielten unser im Belén-Tal neu gelerntes Kartenspiel "Shithead". Auch am Flughafen setzen wir unser amüsantes Spiel fort und lachten bis die Boardingtime gekommen war. Wir wünschen Markus einen gute Heimreise und das seine vier Flüge, sowie der Aufenthalt in Sao Paulo, schnell vorüber gehen.


Freitag, 28. August 2009

26. Machu Picchu

Einer unserer grössten Träume wurde zur Realität: Ein Besuch der auf einem Bergrücken gelegenen Ruinenanlage Machu Picchu.



Bereits um 4 Uhr in der Früh läutete unser Wecker um in einem der ersten Busse hinauf zur Anlage zu sitzen. Als wir an der Busstation ankamen hatte sich bereits eine lange Schlange gebildet, aber die Leute waren äußerst diszipliniert und der sich tägliche wiederholende Transport der Menschenmassen war perfekt durchorganisiert. Obwohl wir erst im siebten Bus die letzten drei Sitzplätze ergatterten, waren wir bereits 15min. nach der ersten Abfahrt auf den Weg hinauf. Oben angekommen hatte sich eine weitere Schlange vor dem Eingangstor gebildet, in der sich Wanderer vom Inkatrail und Personen, welche von Aguas Caliente zu Fuß hinaufgestiegen sind, mit den Busfahrern vermischten. Das bereits um 6 Uhr in der Früh so viele Menschen zu sehen waren, ließ eine ungute Vorahnung in uns aufkommen, welche sich zum Glück nicht bewahrheitete. Die Besucher verteilten sich in der riesigen Anlage so sehr, daß wir es nie als störend empfanden. Somit konnten wir diesen Tag in aller Ruhe genießen, auch mit dem Wissen, daß wir im Gegensatz zum typischen "Machu Picchu"-Aufenthalt an diesen Nachmittag noch nicht mit dem Zug zurück fahren würden.

So zeitig am Morgen lag der Bergrücken und die dahinterliegende Bergspitze "Wayna Picchu" noch in Nebelschwaden gehüllt. Ständig wechselte die Szenerie und die aufgehende Sonne legte nach und nach vollständig die Sicht auf eines der sieben neuen Weltwunder frei.





Machu Picchu ist ein in mehreren Stadtviertel unterteilte und gut geschützte Anlage, welche trotz historischen Aufzeichnungen deren Existenz durch die Spanier nie von ihnen betreten wurde. Nach dem Untergang der Inka wurde Machu Picchu - im Gegensatz zur weit verbreitenden Meinung - nie von der indigenen Bevölkerung vergessen und sogar bis ins 17. Jahrhundert landwirtschaftlich genutzt. Anfang 1900 wurde sie lediglich wissenschaftlich entdeckt und über Nacht in der westlichen Welt berühmt.

Wir starteten unseren ersten Rundgang, wo wir uns einen Überblick verschafften und alles ohne Hintergründe auf uns wirken ließen, bevor die ersten geführten Gruppen eintrafen. Auf der westlichen Hangseite ist der Ruinenkomplex durch die geräumigen Tempel und Sternenwarten sehr übersichtlich. Ganz im Gegensatz zur Unterstadt, wo unzählige verwinkelte Gassen an den Häuserresten vorbeiführten. Da fast jeder Stadtteil getrennt verriegelt werden konnte, haben die meisten Viertel lediglich einen Eingang, was den Eindruck eines überdimensionalen Labyrinths verstärkt. Bemerkenswert sind zum Beispiel 16 Bäder, welche mit in Stein gehauene Be- und Entwässerungskanäle miteinander verbunden sind.


Während unserer Erkundungstour legten wir immer wieder Pausen ein. Auch trennten wir uns immer wieder voneinander und gingen separat auf eine Zeit- und Entdeckungsreise. Roman fand zum Beispiel einen Weg zu einer weiteren Anlage tiefer im Tal, welche im Moment durch Archäologen vom Dschungl befreit wird. Wie er später erfuhr, wäre über diesen Weg auch ein Aufstieg zu Machu Picchu möglich, womit man sich die Eintrittsgebühren sparen könnte. Kein Wunder das er von Arbeiten sehr eindringlich wieder zurück geschickt wurde.



Zur Mittagszeit machte sich das frühe Aufstehen und das herumklettern zwischen den uralten Mauerresten bemerkbar und so legten wir uns etwas abseits in die Wiese und genossen die Sonne. Nach unserer wohlverdienten Pause starteten wir mit unserem Reisehandbuch bewaffnet zum zweiten Rundgang um mehr über die Funktion der einzelnen Gebäudekomplexe zu erfahren. Allerdings wurde unser Rundgang von ein paar Regentropfen unterbrochen, welchen den später am Nachmittag einsetzenden Regen ankündigten. Nach über acht Stunden in Machu Picchu brachen wir also zu unserem Rückweg auf.




Am nächsten Morgen schliefen wir uns erst einmal wieder richtig aus und genossen anschließend das Frühstücksbuffet in unserem Hotel. Um unsere Muskeln etwas Gutes zu gönnen und unsere Eindrücke zu verarbeiten, zottelten wir zu den nahe gelegenen heißen Heilquellen. Wie erhofft, teilten wir die warmen Becken lediglich mit wenigen Einheimischen. Mit der Zeit drang auch die Sonne in das tiefe Tal vor und so sonnten wir uns, bis uns der Hunger und eine paar Moskitos vertrieben.



Auf den Weg zurück schauten wir beim Arbeitsplatz von Rosemary vorbei, welche wir zwei Tage zur vor auf den Weg zu den Salinen kennenlernten. Sie war sehr erfreut über unseren Besuch und so luden wir sie spontan zum Mittagessen ein. Bei den Tischgespräch erfuhren aufschlußreiche Details über das zwiespältige Verhältnis der Peruaner zu ihren Inka-Vorfahren. Zum Beispiel werden Kinder mit Inka-Namen in der Schule gehänselt und so versuchen die meisten jungen Leuten den westlichen Idealen zu folgen, auch wenn sie stolz auf die weltweite Anerkennung ihres Kulturerbes sind.



Die Mittagspause von Rosemary war leider viel zu kurz und so gingen wir anschließend ohne sie auf eine kleine Wanderung. Dabei kamen wir bei der Stadtausfahrt zu einem Busunfall, der sich einige Stunden zuvor ereignet hatte. Einer von den Bussen, welcher auch uns am Vortag zu Machu Picchu hinauffuhr, war von der Straße abgekommen, gegen ein Hotel gekracht und umgekippt. Soweit wir erfahren konnten, waren keine Fahrgäste im Bus und der Fahrer kam mit dem Schrecken davon. Nichtsdestotrotz ein komisches Gefühl für uns.

Nach einem Stück wurden wir müde ständig auf der staubigen Piste von Fahrzeugen überholt zu werden und so kletterten wir hinab zum Fluß, wo riesige, durch die Natur glatt geschliffene Felsbrocken, im Wasser lagen. Diese verleitete uns wie junge Gämsen auf ihnen herumzuklettern und so verging die Zeit bis zur Abfahrt zurück nach Cusco wie im Flug.



Mittwoch, 26. August 2009

25. Salz und Steine

Für unseren Weg nach Aguas Calientes (Ort unterhalb von Machu Picchu) hatten wir uns entschieden, nicht von der bei Cusco gelegenen Bahnstation wegzufahren, sondern erst in Ollanta zuzusteigen. Dudurch hatten wir die Möglichkeit noch einige interessante Erlebnisse zu machen. Mit dem Sammeltaxi ging es zu unserem ersten Ziel den Salzterrassen in der Nähe von Urubamba, welches im sogenannten "Heiligen Tal der Inkas" liegt. Im Taxi saßen wir zu viert zusammengedrängt auf der Rückbank und kamen mit der jungen Tourismusstudentin Rosemary, die zur Finanzierung ihres Studiums in Aguas Calientes arbeitete, ins Gespräch. Sie half uns mit der Weiterfahrt zu den Salinen und wir verabredeten uns für einen Besuch an ihrem Arbeitsplatz in den kommmenden Tagen.



Als die gleißend hellen Salzterrassen auf der gegenüberliegenden Hangseite in Sichtweite kamen, baten wir unseren Fahrer uns ab hier zu Fuß weitergehen zu lassen. Die gut 3000 Becken, welche regelmäßig mit salzhaltigen Flußwasser gefüllt werden um danach innerhalb eines Monats in der Sonne auszutrocknen, waren ein fantastischer Anblick. Faszinierend ist auch das Wissen, daß schon zu den Zeiten der Inkas die selbe Anbaumethode angewandt wurde. Wir folgten der Straße zu den Salinen, wanderten entlang deren Becken und konnten es nicht lassen das salzige Wasser zu kosten.

Wir folgten einen Maultierpfad bis hinunter zum Fluß, wo wir nach der Überquerung einer Hängebrücke zur Hauptstraße nach Ollanta gelangten. Nach etwas Warten am Straßenwand bekamen Markus, Roman und Berni eine sehr günstige Mitfahrgelegenheit in einem schon sehr lange im Dienst stehenden Collectivo geboten. Dem Geruch nach zu Urteilen wurde es inzwischen mehr zum Nahrungstransport eingesetzt.



In Ollanta - dem ältesten durchgehend bewohnten Dorf Südamerikas - stärkten wir uns am Hauptplatz in einem kleinen, sehr netten Lokal, welche seine Erträge vollständig einer wohltätigen Kinderorganisation spendet. Schon während des vorzüglichen Essens bereuten wir, daß wir keine Nacht in diesem schmucken Örtchen bleiben würden.





Vom Lokal aus hatten wir einen herrlichen Blick auf unser nächstes Ziel der Tempelburg Ollantaytambo. Diese thronte auf einem steilen Berghang an einem Schnittpunkt von drei Andentälern. Entlang der künstlich angelegten Terrassen führten Steintreppen hinauf zu Häusern und Kultplätzen. Oben angekommen war unsere Lust nach einer schweißtreibenden Kletterei noch nicht gestillt und so erklommen wir eine weitere Stunde einen selten begangenen Schotterweg. Am Ende des Pfades fanden wir zwei Häuserruinen, von welchen wir einen schwindelerregenden Rundumblick in die Täler hatten.




Bis dahin waren wir fast gänzlich alleine unterwegs, was sich beim Abstieg in den Ort rapide änderte. Das Beeindruckenste dieser Annlage waren die 50 Tonnen schwere, perfekt verarbeitete Megalithen. Man fragt sich, wie kamen diese ohne Benutzung von Rad oder Flaschenzug auf den Berg? Es blieb uns nicht mehr viel Zeit um alles genauer unter die Lupe zu nehmen. Wir mußten Richtung Bahnstation um unseren Zug nach Aguas Calientes zu erreichen, wo unser nächstes touristisches Abenteuer auf uns wartete.