Montag, 30. November 2009

52. Geburtstag in Hong Kong

Um 5 Uhr in der Früh kamen wir zu Romans 30. Geburtstag in "Hong Kong" an. Bevor dem Vergnügen steht aber die Arbeit und so nutzten wir die bisher schnellste und noch dazu gebührenfreie Internetverbindung am Flughafen um die letzten vier Blog-Einträge hochzuladen. Als wir nach drei Stunden fertig waren, hatten auch schon die Shuttelzüge in die Stadt ihren regelmäßige Service aufgenommen.

Den ersten Eindruck als wir in "Kowloon" bei der Station "Tsim Sha Tsui" ausstiegen, war der starke Geruch nach gekochtem Reis. Dieser Duft lockte uns wie durch eine unsichtbare Hand an seine Quelle, wo wir gefüllte Reisteigrollen und eine pikante Rindsuppe mit Makkaroni zum Frühstück aßen. Währenddessen machten wir uns Gedanken, wie wir in unserem Trampinggewandt, den Wanderschuhen und den schweren Rucksäcken am Rücken in den Nobelschuppen "InterContinental" - wo wir reserviert hatten - aufgenommen werden.



Roman war auf das Hotel gestoßen, als er in Südamerika im Internet surfte. "Der Standard" hatte online eine Bilderstrecke über die zehn besten Hotelschwimmingpools. Die Aufnahmen vom Außenbecken, daß scheinbar nahtlos ins Hafenbecken übergeht, hatten einen absoluten "will haben"-Effekt. Und da man nur einmal 30 Lenze alt wird, buchten wir ein Zimmer mit "King Size"-Bett und Blick auf den Hafen inklusive "Hong Kong"-Skyline.


So kamen wir mit unserem Aufzug zu Fuß - und nicht mit einen Porsche oder einer vom Chauffeur gefahrenen Limousine, wie scheinbar die Meisten - an der Hotellobby an. Roman's Begrüßung erfolgte mit einem Handschlag und wir wurden professionell zuvorkommend behandelt, aber kassierten den einen oder anderen, unvermeidbaren Grinser von den Angestellten. Als wir schließlich das Hotelzimmer betraten, hatten sich die Befürchtungen, daß wir auf Grund unseres Auftretens in das letzte Loch gesteckt zu werden, verflüchtigt. Auf der ganzen Front hatte das Zimmer eine Glasscheibe mit atemberaubenden Blick auf das Hafenbecken und davor stand in der linken Ecke ein halbrunder Schreibtisch. Das Bett war mehr Breit als Lang und wirkte wie zwei zusammengestellte Doppelbetten. Im Bad gab es sowohl Dusche als auch Badewanne und jede Menge Utensilien, wie Wattestäbchen, Massagehandschuh und Badeschlapfen. Dieser pure Luxus war ein wahrer Kulturschock für uns, nachdem wir Tage zuvor uns noch im See wuschen und die Notdurft in der Erde vergruben.




Berni bereitete Roman ein romantisches Schaumbad mit Kerzen, australischen Rotwein und Neuseeländischer Schokolade und so genossen wir unsere erste Badewanne seit den heißen Quellen in Peru. Nach unserer ausgiebigen Körperhygiene gönnten wir uns ein Mittagsschlaferl um den Jetlag Herr zu werden.



Die Sonne war schon hinter den Wolkenkratzern verschwunden als wir mit der Fähre auf die andere Seite des Hafenbeckens nach "Hong Kong" fuhren und die unzähligen Lichter der Skyline bestaunten. Die Fassaden der Hochhäuser waren mit teils animierter Weihnachtsbeleuchtung beschmückt. Wir verstanden zwar nicht, warum bei einem der Gebäude die Schneeflocken immer aufwärts flogen, aber es war lustig anzusehen.




In "Hong Kong" angekommen gingen wir zu einem Japanern. Nein, nicht den erst besten, sondern ganz gezielt: Wir haben die Adresse schon in Sydney ausfindig gemacht, als wir in einem Buchshop den aktuellen "Michelin"-Restaurantführer durchstöberten. "Naozen" hat zwar (noch) keine Sterne bekommen, aber eine Empfehlung von einem der Kritiker. Das Essen war ein kulinarisches Abenteuer. Wir beide bestellten ein Menü und wußten daher nicht so recht was wir alles bekommen würden. Die uns gereichten Speisen waren jedesmal kunstvoll und auf neue kreative Art angerichtet - eine Augenweide!


Über Genuss von machen für uns eher außergewöhnlichen Zutaten läßt es sich bestimmt streiten, aber Roman ließ es sich nicht nehmen alles zu Kosten. Und so gab es neben einer Schwanzflosse (nicht vom Hai) und Seeigel-Gunkanmaki auch die Fortpflanzungsorgane vom Fisch in warmer Sojasauce. Letzteres war eine etwas glibberige, klebrige Angelegenheit und auch nicht sehr appetitlich anzusehen, aber sonst wohlschmeckend. Und was tut man(n) mit zunehmenden Alter nicht alles um eine aphrodisierende Wirkung zu erzielen.


Den restlichen Abend verbrachten wir im Hotelzimmer mit dem Beobachten der vorbeifahrenden Schiffe und dem Auspacken von Romans Geschenken. Zwei Dinge möchte wir Euch nicht vorenthalten: Berni erstellte eine Geburtstags-Präsentation (PDF- oder Flash-Version anklicken) mit einigen Bilder, die seine Mutter ihr heimlich per Email zugesendet hatte. Dabei kamen viele verborgene Erinnerungen lachenderweise ans Tageslicht. Und das zu unserem Blog-Thema passende Gedicht von Romans Eltern:

Ich wünsche Dir Zeit!

Ich wünsche Dir nicht alle möglichen Gaben.
Ich wünsche Dir nur, was die meisten nicht haben:
Ich wünsche Dir Zeit, Dich zu freun und zu lachen,
und wenn Du sie nützt, kannst Du etwas draus machen.

Ich wünsche Dir Zeit für Dein Tun und Dein Denken
nicht nur für Dich selbst, sondern auch zum Verschenken.
Ich wünsche Dir Zeit - nicht zum Hasten und Rennen,
sondern die Zeit zum Zufriedenseinkönnen.

Ich wünsche Dir Zeit - nicht nur so zum Vertreiben.
Ich wünsche, sie möge Dir übrigbleiben
als Zeit für das Staunen und Zeit für Vertraun,
anstatt nach der Zeit auf der Uhr nur zu schaun.

Ich wünsche Dir Zeit, nach den Sternen zu greifen,
und Zeit, um zu wachsen, das heißt, um zu reifen.
Ich wünsche Dir Zeit, neu zu hoffen, zu lieben.
Es hat keinen Sinn, diese Zeit zu verschieben.

Ich wünsche Dir Zeit zu Dir selber zu finden,
jeden Tag, jede Stunde als Glück zu empfinden.
Ich wünsche Dir Zeit, auch um Schuld zu vergeben.
Ich wünsche Dir: Zeit zu haben zum Leben!
(Elli Michler)

Am nächsten Morgen besuchten wir die Hotelpools, weswegen wir eigentlich im "InterContinental" gelandet waren. Neben einem großen Schwimmbecken, gab es drei nur durch Glasscheiben getrennte, unterschiedlich temperierte Pools. Da sich die Poollandschaft nicht am Dach, sondern im zweiten Stock befanden, hatte dies den optischen Effekt als würden diese wirklich nahtlos ins Hafenbecken übergehen. Wie genial!


Inzwischen hatte uns wieder der Hunger gepackt und wir wollten uns die lokale Spezialität "Dim Sum", die nur zum Frühstück oder Mittag gegessen wird, nicht entgehen lassen. In einem traditionellen Restaurant werden auf Wagen oder Tabletts einem die Tapas-großen Speisen zum Tisch gebracht. Bei Gefallen kann man sich eine Portion wählen und mit der Zeit kommt man in den Genuss von insgesamt 80 verschiedenen Wahlmöglichkeiten. Besonders zugesagt hat uns gegrilltes Schwein in einem Art Germknödel und in Glaspapier heraus frittierte Schrimps mit Mais.


Nachdem wir durch die Einkaufspassagen geschlendert waren, machten wir uns auf wieder in unser Luxuszimmer. Allabendlich gab es eine Lasershow mit über 40 beteiligten Gebäuden. Diese ging zwar etwas unter, da gleichzeitig für die aufwendige, lichterfrohe Eröffnung der Ost-Asiatischen Spiele (eine Mini-Olympiade) geprobt wurde. Nach Mitternacht wurden schließlich die Weihnachtsbeleuchtungen ausgeschaltet und wir schliefen friedlich ein.



Kurz gesagt: Roman wird seinen 30. Geburtstag in "Hong Kong" bis zu seiner Altersdemenz nicht vergessen. Er war überwältigt von den Ausblick und den vielen leckeren Essen! Dazwischen wurde er von Berni wie ein König verwöhnt und die Millionen Lichter schienen nur für ihn zu leuchten. Auf diese Weise läßt es sich öfter mal 30 werden.

Sonntag, 29. November 2009

51. Mount Cook

Unser letztes großes Ziel in Neuseeland ist "Mount Cook" - und der ist wirklich groß. Mit seinen über 3700 Meter steht der größte Berg Neuseelands unserem Großglockner um nicht viel nach. Allerdings sind es bis in die "Southern Alps" einige Kilometer die wir in einer für unsere derzeitigen Verhältnisse ganz ordentlichen Tagesetappe (250km) zurücklegen.

Wir ließen es uns nicht nehmen alle paar Kilometer, wenn wir irgendwas interessantes sahen, stehen zu bleiben um die nähere Umgebung zu erkunden. Besonderen Gefallen fanden wir an den Sandsteinformationen. Der Sandstein wurde bei Erdbeben an Verwerfungslinien an die Oberfläche gedrückt. Wind und Regen - und zumindest von ersterem gibt es hier genug - formten den Stein in unwirkliche zerklüftete Täler, runde Felsen und Oberflächen mit mehr Löchern als Schweizer Käse.






Mit den Wind machten wir auch bei einem Staudamm Bekanntschaft. Das Wasser in diesem war aufgewühlt, die Wellen schlugen über den Rand des Damms und rannen in weißen Streifen die Staumauer hinunter.



Den letzten Teil der Strecke fuhren wir in einem breiten Tal direkt in ein Wetter. Jedoch tags darauf war wieder der Himmel bis auf ein paar Wolken strahlend blau und wir versuchten unser Glück einen freien Blick auf den "Mount Cook" zu erhaschen. Aber es ist gar nicht zu leicht zu wissen, welcher der emporragenden Dreitausender, der von uns Gesuchte ist. Nach einer Stunde Wanderung auf einem Trampelpfad mit teils starken Gegenwind und Kollisionen mit anderen Touristen auf den schmalen Hängebrücken waren wir uns sicher. Der schneebedeckte und in der Sonne gleißende Gipfel des "Mount Cook" dominierte das durch Gletscherbewegungen geformte Tal.


Als wir wieder zurück wanderten und unsere Fahrt fortsetzten, stoppte uns eine Schafherde, die von einem Hirten mit ein paar Hunde die Straße hinaufgetrieben wurde. Das Motiv mit dem "Mount Cook" im Hintergrund ließ Berni's fotografisches Herz höher schlagen!


Durch das traumhafte Wetter blieben wir immer wieder stehen und bewunderten auf der Strecke liegenden Seen, "Lake Pukaki" und "Lake Tekapo" mit ihrer unnatürlich türkisen Wasserfarbe. Diese unwirkliche Farbe entsteht durch Mineralien, die von den Gletscherzuflüssen in die beiden Seen gelangen.




Unser nächstes Tagesziel hatte Roman mit Hilfe des Straßenatlas ausfindig gemacht. Sein Bedürfnis die Straße entlang zu fahren, welche rundherum die wenigsten Siedlungen aufzeigte, hatte sich als Glücksgriff erwiesen. Wir verbrachten zwei Tage vollkommen alleine am "Lake Roundabout" mit einem Rundumblick auf das Voralpenland und die weißen Bergspitzen (inklusive "Mount Cook"). Die Aussicht wurde nicht durch ein einziges Haus gestört. Lediglich der Parkwächter fuhr hin und wieder mit seinem Pickup vorbei um seinen Tätigkeiten nachzugehen und vielleicht um zu sehen, daß wir eh keine Blödsinn treiben. In der Einsamkeit mußte Roman auch nicht fürchten öffentliche Aufsehen zu erregen als er nackt mit den schwarzen Schwänen im See schwamm.






Ganz in der Nähe war noch ein "Herr der Ringe"-Platz eingezeichnet, der von uns natürlich erkunden werden wollte. "Mount Sunday" oder mit seinem Mittelerde-Namen "Endoras" ist ein 600 Meter hohe Erhebung in einem breiten Tal, welches von Gletscherflüssen durchzogen ist. Laut Beschilderung war es ein kurzer 45 Minuten Spaziergang zum Berg, jedoch verlief dieser nicht wie von uns erwartet.



Schon bald mußten wir über den ersten Bach springen um trocken auf die andere Seite zu kommen. Beim zweiten Fluß war dies nicht mehr möglich und so wadeten wir knietief, uns gegenseitig an der Hüfte haltend, durch die vom warmen Wetter und Regen verursachte relativ starke Strömung. Wir waren ganz stolz unsere gelungene Querung, bei der wir nicht unsere Schuhe auszogen um besseren Halt zu haben.



Allerdings hielt die Freude nicht lange, denn beim nächsten Fluß war an eine Querung nicht mehr zu denken. Viel zu stark war die Strömung in den hohen Wasser führenden Bachbett. So mußten wir umkehren und verstanden, daß zu diesen "Herr der Ringe"-Platz Touren mit Spezialfahrzeugen angeboten werden.




Und mit diesem Abenteuer waren auch schon die letzten Tage mit "Pirate" und damit auch mit unseren Aufenthalt in Neuseeland angebrochen. Bevor wir "Pirate" zurückbrachten, putzten wir sein Inneres gründlich und aßen bestmöglich unsere Vorräte auf. Daß unsere Vorräte zu großen Teil aus Zwiebel bestanden, führte zu einer leckeren Französischen Zwiebelsuppe und Kartoffelpüree mit gerösteten Ziebeln, aber auch zu furchtbaren Gerüchen in der Nacht.

Bei der Rückgabe in "Christchurch" gab es keine Beanstandungen, obwohl die Beifahrertür seit dem Morgen nicht mehr ganz geöffnet werden konnten. Ein paar Tage zuvor war sie nämlich Roman vom Wind aus der Hand gerissen worden. Das war eigentlich "Pirates" einziges Wundmal neben einem kleinen Steinschlag auf der Windschutzscheibe. Sind froh, daß er uns über 6100 km sicher durch's Land kutschierte!



Wir hatten diese Art zu Reisen wirklich sehr geliebt. Keine überfüllten Hostels, keine Reservierungen und nicht ständig auf Restaurants oder Fahrpläne angewiesen zu sein war ein wahrer Luxus an Freiheit. Die Zeit in Neuseeland mit "Pirate" und all' die vielen Eindrücke werden wir ewig im Herzen bewahren!


Nichtsdestotrotz freuen wir uns auf unser nächstes, baldiges Abenteuer!