Nachdem wir die letzten vier Monate nie länger an einem Ort verweilten, sehnten wir uns danach einige Tage am selben Fleck zu bleiben. Der Fleck sollte natürlich ein schöner sein und somit begannen wir unsere Suche. Wir landeten in Cebu - neben Manila der zweitwichtigsten Stadt der Philippinen - und wollten sogleich weiter auf einer der 7.000 Inseln schippern. Allerdings ließen uns vorerst alle drei Bankomaten am Flughafen im Stich, worauf wir etwas herumirrten um an Geld zu kommen. Wir fragten einige Sicherheitsbeamte und fanden schließlich mehrere funktionstüchtige Geldspender in einem Casino. Daß wir dort mit unseren schweren Rucksäcken amüsiert belächelt wurden, waren wir ja schon von Hong Kong gewohnt.
Mit Geld in der Tasche reist es sich deutlich einfacher: Das Taxi fuhr uns zum Pier und mit der Fähre kamen wir in der Abenddämmerung in "Tagbilaran" auf der Insel "Bohol" an. Wir waren zwar die einzigen Westler auf dem Boot und wurden beim Aussteigen von "Habal Habal"-Fahrern (dreirädrige Mopeds ähnlich den "Tuk Tuks" in Thailand) regelrecht überfallen. Wir flüchteten und versuchten zu Fuß eine Unterkunft zu finden und landeten aufgrund der mangelhaften Beschreibung in unserem Reisehandbuch in einem riesigen Resort mit vier Schwimmingpools, mehreren Restaurants, einem Spa und einer gerade in Renovierung befindlichen Veranstaltungshalle. Der Preis war für europäische Verhältnisse trotzdem günstig und wir waren froh nach dem langen Reisetag ein Zimmer zu haben. Obwohl die Hauptsaison bereits begonnen hatte, fanden wir die Anlage unausgelastet vor und beim Abendessen bedienten uns fünf bis sechs Kellner, was Unbehagen auslöste.
Am Morgen besuchten wir die Touristeninformation vor Ort. Der zuständige und sehr hilfsbereite Herr gab uns unzählige Tipps entsprechend unseren Bedürfnissen und mit Hilfe seiner Sand-Sammlung - in gebrauchten Wasserflaschen - fiel die Entscheidung schließlich unser Glück im Ort "Anda" zu suchen. Dieser befindet sich am süd-östlichen Zipfel von Bohol und weit ab der beliebten und viel besuchten Teilen der Insel. Der Busbahnhof war schnell gefunden und zu unserer Überraschung gab es auch einen Direktbus. Uns wurde geholfen, daß Gepäck in den Bus zu laden und dann saßen wir dort. Und saßen und warteten - fast zwei Stunden lang! Wie ein Sammeltaxi versuchte nämlich die Busbelegschaft weitere Fahrgäste für die Fahrt zu gewinnen. Nachdem mindestens jeder Sitzplatz einmal besetzt war, sind wir schließlich irgendwann losgefahren.
Die Fahrt führte entlang der Südküste durch viele kleine Dörfer mit ihren Kirchen, Schulen und Marktplätzen. Die Dominanz der christlichen Kirchen auf den Philippinen war auf dieser Strecke allgegenwärtig. Mehrere große Gotteshäuser, welche von den Spaniern gebaut wurden, schauen durch ihre leichte Baufälligkeit besonders interessant aus. Aber auch übergroße Rosenkränze, die aus Dosen oder Schwimmkörpern für Fischernetze gefertigt wurden und selbst gebastelte Weihnachtssterne zeugen von der 350-jährigen Missionierung der Spanier. Starken Einfluß hatten auch die Amerikaner, die nach dem philippinsch-amerikanischen-Krieg viele Schulen errichteten, wo seitdem Englisch unterrichtet wird. Englisch brachte eine einheitliche Sprache, ersetzte aber die rund 170 verschiedenen Sprachen der einzelnen Inseln nicht. Obwohl nicht überall (gutes) Englisch gesprochen wird, zählt man die Philippinen zu dem drittgrößten englischsprachigen Land.
Wir folgten der Empfehlung der Touristeninformation bzw. Reisehandbuch und quartierten uns in einem günstigen Resorts ein, allerdings stimmte nach der letzten Preiserhöhung das Leistungsverhältnis nicht mehr. Tags darauf suchten wir weiter und fanden endlich das gesuchte, ruhige Plätzchen, wo wir ein paar Tage verweilen wollten. Das "Flower Beach" gehört einem deutsch-philippinischen Paar und hat neben einem kleinen Strand und netten Bungalows eine angeschlossene Tauchschule.
Die Tauchschule wird ebenfalls von einem Deutschen namens Michael und seiner ägyptischen Freundin Sammar geführt. Schnell wurden Berni & Roman zu einem Einführungstauchgang überredet, welcher schon am nächsten Tag stattfand.
Mit einer "Bangka" - ein traditionelles, schmales Boot mit Auslegern - wurden wir einem der Tauchplätze entlang des 18km langem "Drop-Offs" gebracht. Berni hatte für die ihr unbekannte See einigen Mut aufzubringen, war aber überglücklich, daß sie die bunte Farbenpracht des Korallenriffs und seiner Bewohner kennenlernte. Ihre Angst vor Haie war letztendlich doch zu groß um einen Tauchkurs zu beginnen.
Nicht so bei Roman! Immer schon liebte er es am Grund des heimischen Ziegelteichs herumzugrundeln oder stundenlang im griechischen Meer zu schnorcheln. So wurde aus dem geplanten Nichtstun, Theoriestunden und Tauchübungen unter tags und das Studium des Lehrmaterials bis spät in die Nacht. Lohn der Mühen war der erfolgreiche Abschluß zum "Open Water Diver" am dritten Kurstag und die darauffolgenden wunderbaren Taucherlebnisse zusammen mit seiner Ausbildnerin und Tauchbuddy Sammar.
Doch davor mußte Roman noch von Michael und Sammar getauft werden. Siehe Video:
Während Berni die Anlage und die Umgebung fotografierte, Musik hörte, Fotos unserer Reise sortierte und so das Erlebte der letzten Monate begann zu verarbeiten, konnte sich Roman immer mehr für das Leben unter Wasser begeistern. Das - bis auf den westlichsten Tauchplatz - intakte Riff wird von unzähligen bunten Fischen und Korallen bewohnt. Roman hätte nie gedacht einige davon einmal selbst in freier Natur zu sehen. Darunter so berüchtigte wie Feuerfische, Steinfische, Drachenköpfe und Wasserschlangen, aber auch harmlose und nicht weniger faszinierende wie Riesenschildkröten, Fledermausfische, blaue Seesterne, Schnecken, riesigen weißen Seegurken und viele, viele "Nemos" (Clownfische). Am erstauntesten war Roman von den schwarzen Korallen, welche mit lauter weißen Punkten übersät sind und damit aussehen wie heimische, Raureif behangene Sträucher im Winter. Den Walhai und den "Treasure Shark" hat Roman zwar verpaßt, nichtdestotrotz waren diese Tauchgänge ein unvergeßliches Erlebnis. Die unten stehenden Fotos stammen von Olaf - alias "wandelndes Unterwasserlexikon" - und seiner Partnerin Linda.
Auf jeden Fall ließen wir es uns hier zehn Tage lang richtig gut gehen. Vor allem vom Strand aus konnte man das ursprüngliche Leben der Bevölkerung beobachten. Die Kinder spielten stundenlang im Wasser, suchten nach Schnecken und fischten mit ihnen als Köder. Tags wie Nachts fuhren die Fischer mit ihren winzigen "Bangkas" hinaus aufs Meer. Ihnen dabei zuzusehen und die traumhaften Sonnenuntergänge zu beobachten, ließen die Tage wunderbar ausklingen.