Samstag, 5. September 2009

29. Boliviens Hochebene

Nach einer weiteren Nacht kamen wir in unserem - schon etwas in die Tage gekommenen - Bus in Uyuni an. Vor Sonnenaufgang herrschen in dieser Hochebene etliche Minusgrade und so waren wir nicht unglücklich eine Stunde nach Ankunft immer noch nicht aus dem Fahrzeug gelassen zu werden. Gegen 7 Uhr in der Früh machten wir uns dann auf um eine Unterkunft zu suchen, denn nach zwei Nächte in durchgesessenen Sitzen, sehnten wir uns nach einem ordentlichen Bett. Die Herbergssuche gestaltete sich allerdings nicht erfolgreich, da die Zimmer entweder eisig kalt waren oder die Preise absolut unverschämt. Als Alternative buchten wir die geplante dreitägige Ausflug schon für den selben Tag.

Bis zum Start unserer Jeep-Tour hatten wir noch etwas Zeit, in welcher Berni & Roman frühstückten und uns mit Haube und Handschuhe eindeckten. Den Rest unserer Ausrüstung hatten wir bereits in Cusco auf die eisigen Temperaturen angepaßt. Die zusätzlichen Gewandtschichten und Schlafsäcke sollten sich in den nächsten Tagen aus Segen erweisen. Wir schlenderten in der inzwischen angenehm warmen Sonne durch die Gassen von Uyuni, die einen Flair einer sibirischen Stadt im Sommer ausstrahlten. Zu Beginn menschenleere, überbreite Straßen an denen sich schäbige Häuser säumen, werden nach den ersten Sonnenstrahlen von Menschen gefüllt, die aus ihren kalten Schlafstätten gekrochen kommen.


In unserer Gruppe waren noch ein Tschechisches und ein junges Deutsches Pärchen. Wir wurden von einem Fahrer, einem Guide, einem Koch, einem Mechaniker, einem Navigator und einem DJ begleitet, welche in einer einzigen Person namens Erwin vereint waren. Erwin brachte uns zu unserem ersten Stopp: einem nahe gelegenen Eisenbahnfriedhof. Die nicht mehr benötigten Zugmaschinen und Waggons wurden hier vor 20 Jahren abgestellt, nachdem der Bahnverkehr in Bolivien immer mehr an Bedeutung verloren hatte, und ihren langsam Verfallsprozeß überlassen.





Weiter ging es zu unserem Hauptziel dieses Ausflugs dem größten Salzsee der Welt, welche von der Fläche her noch größer als der Titicaca-See ist. Wir besuchten die kleine Ortsgemeinschaft Colchani, welche fast ausschließlich von Salz leben, und konnten beobachten wie sie mit reiner Handarbeit das Salz aus dem See schlagen, trocknen, auf Lastwagen schaufeln und zu Speisesalz weiterverarbeiten. Beide waren wir etwas enttäuscht, denn wir hatten uns die Salzoberfläche weißer vorgestellt. Auch auf unserer Weiterfahrt wurden die Verschmutzungen durch den Sand der umliegenden Wüsten kaum weniger. Aber auch Menschen trugen zu unserem Eindruck bei, denn mit der Zeit bildeten sich breite, graue Straßen durch die Abreibungen der Reifen der unzähligen Fahrzeuge, die den See durchkreuzten.





Gegen Mittag erreichten wir die Insel "Incahuasi", welche sich aus Mitten des Salzmeeres erhebt. Auf ihr wachsen unzählige bis zu 12 Meter hohe Kakteen, die wir auf einem Rundweg bestaunen konnten. Nach dem Essen, welches Erwin währenddessen zubereitete, fuhren wir noch einige Stunden bis zu unseren einfachen, sauberen Unterkunft. Diese war im winzigen Ort gelegen, welche über mindesten sechs Sportplätze verfügte! Wir schlenderten durch die staubigen Straßen und folgten der Musik einer Blaskapelle, welche zur Begleitung eines Damenfußballmatches gespielt wurde. Zum Abschluß unserer Ortsbesichtigung konnten wir noch einen gleichzeitigen Sonnenunter- und Mondaufgang beobachten.



Der zweite Tag führte uns Quer durch die Hochlandwüste, welche von Vulkanen umrahmt war, konsequent Richtung Süden und somit zur chilenischen Grenze. Trotz der extremen Temperaturschwankungen und einer der trockensten Gegenden der Welt kamen wir an mehreren Gebirgsseen vorbei, welche von Andenflamingos bewohnt werden. Die Farbkulisse war jedes Mal atemberaubend als wir nach einer Bergkuppe eine weitere Lagune erblickten. Die Vulkane spiegelten sich in dem tiefblauen Wasser, welches nur noch durch die Farbe des Himmels überboten wurde. Die Seen waren in braunen Wüstensand mit einer weißen Umrandung gebettet. Der Rand ist nicht - wie man meinen könnte - Sand oder sogar gefrorenes Wasser sondern Borax. Und in all dieser Farbenpracht erblickt man schwärme von rosaroten Flamingos. Die größte Lagune - die Lagune Colorado - wird zusätzlich noch durch Plankton fast vollständig rot gefärbt.








Am darauffolgenden Tag mußten wir bereits einige Zeit vor Morgengrau aus den Federn, welches durch die minus drei Grad im Gemeinschaftsschlafraum mit gemischten Gefühlen angenommen wurde. Kurze Zeit später und ohne Frühstück saßen wir wieder in unseren Jeep um den Geysir "Sol de Mañana" auf 4850 m Höhe zu erreichen. Die 10m hohe Dampfsäule, welche nur am Morgen aktiv ist, war eine gute Möglichkeit seine klammen Finger zu wärmen, denn draußen hatte es -12°C. Unweit vom Geysir entfernt sind dampfenden, rauchenden und blubbernden Lavaschlammlöcher zu besuchen. Die unwirkliche, graue Umgebung - die an eine Mischung von Polarexpedition und Mondlandschaft erinnerte - wurde nach wenigen Minuten von der aufgehenden Sonne in gold strahlendes Licht gehüllt.





Für Roman waren nach mehreren Tage auf Achse ohne Möglichkeit für eine warme Dusche die heißen Pools "Termas de Chalviri" eine Wohltat. Berni verweigerte sich dieses Erlebnisses, denn sie wollte sich bei den Außentemperaturen nicht aus den unzähligen, wärmenden Kleidungsschichten schälen.



Nach dem Frühstück steuerte Erwin die "Lagune Verde" an, welche durch diverse Mineralien smaragdgrün in der Sonne schimmerte. Nach einer Fotosession ging es, wie vereinbart, zur Staatsgrenze, wo wir zusammen mit dem Tschechischen Pärchen mit einem Tourbus zum Ort "San Pedro de Atacama" in Chile gebracht werden sollten. Der Bus war bis auf den letzten Platz gefüllt und die Schichtung des Gepäcks hoch über unseren Köpfen in der letzten Reihe war abenteuerlich. Mehrmals auf der Fahrt fielen Rucksäcke herunter, aber zum Glück wurde keiner verletzt.





Der chilenischen Zoll war viel gründlicher als auf der peru-bolivanischen Grenze und durchleuchtete jedes Gepäckstück. Bei der Berni meinten sie Extasy gefunden zu haben, denn sie konnten die in Zucker gehüllten, steirischen Kürbiskerne von der Familie Maly einfach nicht zuordnen. Zum Glück durfte Berni ihre "Heimwehmedizin" behalten.



Weitere Eindrücke dieser faszinierenden und abwechslungsreichen Landschaft:

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