Sonntag, 2. August 2009

15. Virgin del Carmen

In der kleinen Ortschaft Celendín angekommen, wollten Berni und Roman sogleich nach Chapapoyas weiterfahren. Jedoch machte uns zum Glück das jährliche und größte Fest des Ortes zur Ehren der "Virgin del Carmen" einen Strich durch Rechnung. Durch die vielen Menschen die extra angereist waren, konnten wir erst für den nächsten Morgen ein Ticket bekommen. Daher hatten wir unverhofft die Möglichkeit das bunte Treiben des Jahrmarktes zu erleben.



Celendín ist eigentlich ein sehr überschaubarer Ort doch während der fünftägigen Festaktivitäten sind die Straßen gefüllt mit Besuchern. Es werden Dinge des täglichen Bedarfs verkauft: Wolldecken, Spitzhacken, Gemüse, Töpfe und vieles mehr. Neben den Markt wurden auf einen nahen Feld täglich die schönsten Stiere ausgestellt um sie für den abendlichen Stierkampf zu verkaufen.


Für den Stierkampf wurde eine vierstöckige Holztribüne um die Arena errichtet, bei welcher die Logen den verschiedenen Familien der Umgebung zugeteilt sind. Da wir beide das Töten aus Belustigung und Zeitvertreib nicht goutieren und nie einen Stierkampf sehen wollten, hatten wir keinerlei Motivation diesem beizuwohnen. Darum setzten wir uns auf eine Bank vor einer kleinen Bodega um Fotos von der Stadionkonstruktion zu machen und die Leute zu beobachten. Hierbei kamen wir mit der Familie Zarate aus Celendín ins Gespräch, die uns - nachdem wir Gegenseitig unser Bier geteilt hatten - herzlichst in ihre Loge einluden.


Die Bedenken waren groß, letztlich siegte aber unsere Neugier Einheimischen und ihre Gewohnheiten kennen zu lernen. Dies sind einfach Erfahrungen, welche man nicht im Reiseführer nachlesen oder mit einer Tour mitbuchen kann. Auf dem Weg zum Stadion wurden Berni und Roman dann noch vom lokalen Fernsehen interviewt! Scheinbar ist nach wie vor etwas Besonderes, daß sich Touristen von so weit her dieser Gegend einen Besuch abstatten.

Die Tribüne des Stadions war bis auf den letzten Platz gefüllt als die Toreros die sandige Arena betraten. Die Gewänder der Stierkämpfer mit ihren filigranen Stickereien waren wirklich schön anzusehen. Alles was danach folgte ist ein unfairer Kampf und reine Tierquälerei. Der Todesstoß erfolgt erst, wenn der Stier durch seine teils stark blutenden Verletzungen und durch das Herumhetzen vollkommen erschöpft ist.





Anders betrachtet ist es für die Menschen der Umgebung die "Fiesta Virgin del Carmen" der Höhepunkt des Jahres in dem ansonst recht abgeschnittenen Winkel. An den Plakaten erkennt man, daß alle paar Monate lokale Bands aufspielen, aber ansonst gibt es zum Beispiel weder Theater noch Kino. In den Logen kommen Familien und Bekannte zusammen, wobei zum Teil der Stierkampf zur Nebensächlichkeit wird. In den hinteren Reihen unterhalten sie sich lebhaft und die zwischenmenschliche Kontakte stehen im Vordergrund.

So kam es auch, daß wir immer wieder kleine Geschenke in Form von Nüssen, Mandrinen usw. angeboten bekamen und in Gespräche verwickelt wurden. Woher wir kommen? - Was wir von Peru schon gesehen haben? - Wie lange wir bleiben? - waren die häufig gestellten Fragen. Vor allem die Kinder zeigten ungeniert ihre Neugier und amüsierten sich über unsere ungenaue Aussprache. Berni wurde auch aufgefordert ihnen deutschsprachige Lieder vor zu singen, wofür uns mit peruanischen Kinderliedern gedankt wurde. Sie bekam - während in der Arena die Toreros ihre "Show" abzogen - von einem Mädchen namens Marjorie die Haare geflochten, welche von den nicht schwarzen Haaren fasziniert war.



Alles im allem ein toller Tag, da wir die Chance hatten Land, Leute und ihre Gepflogenheiten ungestellt näher kennen zu lernen. Und so kann auch eine ungewollte Planänderung zu einem positiven Erlebnis werden.

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