Montag, 9. November 2009

47. Wandern & Paddeln

Zum Beginn unserer dreitägigen Wanderung durch den "Abel Tasman National Park" fuhren wir am Morgen mit dem "Water Taxi" zum nördlichsten Bucht namens "Mutton Cove". Der Plan war von hier innerhalb von drei Tagen in südlicher Richtung zurück zu wandern und das letzte Teilstück mit dem Seekayak der Küste entlangzupaddeln.

Das Boot bestiegen wir nicht - wie man erwarten könnte - von einem Steg aus, sondern direkt beim Parkplatz des Unternehmens. Es befand sich auf einem Anhänger, welcher vom einem Traktor bis zum Meer gezogen und rückwärts über eine Rampe ins Meer gelassen wurde. Bis dahin war uns unklar, warum dies auf diese Weise passiert, aber das sollte uns am Ende unserer drei Tage noch bewußt werden.

Da in unserem Motortaxi einige Leute saßen, welche eine Schiffsrundfahrt durch den Nationalpark gebucht hatten, kamen wir in den Genuß einiger interessanter Erläuterungen zum Park und zu den Buchten zu erfahren. Zum Beispiel hat der Nationalpark den höchsten Höhenunterschied zwischen Ebbe und Flut mit bis zu fünf Metern in Neuseeland. Diese Besonderheit führte zu einigen neuen Erfahrungen unsererseits. Der Wanderweg kann bei Flut an mehreren Stellen nicht gequert werden und durch die großen Bereiche, welche geflutet werden, gibt es dort auch keine Brücken oder Wege um das Wasser zu umgehen. Hier bleibt einem nichts anderes über als sich den Gezeiten anzupassen. Wenn nicht kann man schon mal auf der anderen Seite des Flusses - und somit der Schutzhütte - sitzen und sich auf eine lange, unbequeme Nacht einstellen.



Unser Skipper steuerte auch eine Insel im Marineschutzgebiet an, wo wir große, faul in der Sonne liegende Robben bestaunen konnten, welche sich hier zur Paarung eingefunden hatten. Während der Bootsfahrt wurden die Wellen immer höher und spätestens, wie die 2-Meter-Wellen über die Spitze des Boots schwappten, bekam es Berni mit der Angst zu tun und wollte noch vor dem Erreichen unseres Ziels aussteigen. Wir fuhren dann aber doch bis "Mutton Cove", die eigentlich nur bei guten Wetter angesteuert wird. Zur allgemeinen Überraschung war die See dort sogar ruhiger, aber trotzdem mußten wir im Boot stehen um die Stöße besser dämpfen zu können. Für den Mut wurden wir dafür mit einer Extraeinlage belohnt. Unser Skipper fuhr noch um den nördlichsten Punkt, wovon aus wir den kleinen Leuchtturm und die "Golden Bay" hinein sehen konnten, bevor er uns absetzte.



Wir standen nun am Beginn unser dreitägigen Wanderung an einem einsamen Strand dessen Sand dunkelgelb leuchtete. Im Hintergrund sahen wir allerdings schon die ersten dunklen Wolken von dem für Nachmittag angekündigten Regen. Zum Glück bekamen wir nicht mehr als ein paar Regentropfen ab und so wanderten wir ungestört entlang mehrer Sandbuchten und den dazwischen liegenden Sekundärwald. Nach fünf Stunden erreichten wir die "Awaroa Bay" und es trennten uns nur mehr knapp einen Kilometer von unserer Hütte. Die Flut war allerdings noch in der Bucht und so machten wir eine gemütliche Pause. Wir beobachteten eine fünfköpfige Gruppe, welche versuchte den Fluß zu überqueren, aber bis zum Hintern stecken blieb. Roman & Berni warteten daraufhin eine gute Stunde bis das Wasser knietief war und überquerten das sogenannte "Inlet".


Am nächsten Tag sollte nach 1,5h Gehzeit die zweite Stelle folgen, welche nur 2h Stunden vor und nach der Ebbe überquert werden kann. Die Ebbe war an diesem Tag um 05:22 und um 17:44, womit wir die Wahl hatten früh aufzustehen oder recht spät bei der nächsten Hütte anzukommen. Wir entschieden uns mit der Sonne aufzustehen und somit die ersten zu sein, welche sich auf den Weg machten. Dafür waren wir bereits zu Mittag in der malerischen "Bark Bay" und hatten den Nachmittag frei um Schwimmen zu gehen, in der Sonne zu liegen, die Krebse zu beobachten, sich von den Sandfliegen beißen zu lassen und mit zwei Linzern Würfelpoker zu spielen.





Tags darauf sollten wir sogar noch früher aufstehen und um 05:15 losgehen. Für die ersten 20min brauchten wir unsere Taschenlampe um den Weg durch den Wald zu finden. Bald blinzelten die ersten Sonnenstrahlen über das weite Meer und tauchte die Landschaft und den Wanderweg in ein warmes Licht. Es kündigte sich ein wunderschöner, sonniger Tag an. Wir genossen großteils des Weges ganz für uns alleine zu haben. Auf Grund unseres frühen Aufstehens und ersparten wir uns eine gute Stunde Umweg, was unsere Füße erfreute, denn bis zu diesem Zeitpunkt hatten wir bereits in Summe sechs Blasen auf den Zehen.





Zum Frühstück saßen wir mit einem Tee in der Sonne und verklebten unsere Zehen mit Blasenpflaster. Wir waren froh, das meiste unseren Tagespensum an Gehen bereits geschafft zu haben, jedoch der Höhepunkt sollte noch folgen: Den Rest der Strecke bis zum Ausgangspunkt wollten wir mit einem Seekayak zurücklegen. Hierfür gingen wir noch eine gute halbe Stunde zur kleinen "Watering Cove" und warten auf unseren Guide mit den Kayaks.



Während wir unser Mittagessen zubereiteten, kam eine junge Robbe angeschwommen und beäugte uns aus nächster Nähe. Erst von Links und dann nochmal von Rechts, bevor sie wieder davon schwamm. Wir trauten unseren Augen nicht und schauten vermutlich genauso neugierig wie der Robbe mit ihren großen schwarzen Augen.


Es stelle sich heraus, daß wir zwei die einzigen waren, welche mit unserem Guide das Kayakfahren im Meer wagen würden. Nach einer kurzen Instruktion in die Bedienung des Seekayaks und wie man den Rock und die Schwimmweste anlegt, wollten wir auch schon lospaddeln. Es gab allerdings noch ein kleines Problem zu lösen: unsere zu großen Rucksäcke hatten im Kayak einfach keinen Platz und so wurde per Funk ein Wassertaxi organisiert, welches später die Rucksäcke von dem Strand abholen sollte.



Nach dem wir unsere Wertsachen und Ausweise zusammengesucht hatten, ging es auch schon los zu der Insel, welche wir vor drei Tage bereits mit dem Wassertaxi besucht hatten. Wir umrundeten diese und konnten hierbei noch näher an die großen Robben herankommen. Wir mußten allerdings aufpassen von der unruhiger werdenden See nicht gegen die Felsen gedrückt zu werden. Eigentlich hatten wir uns eine ruhige Paddelei entlang der Küste vorgestellt, aber daß wir auf's offene Meer hinausfuhren, wurde mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Als wir sicher auf der Rückseite der Insel angekommen waren, konnten wir mit Wind und Wellen im Rücken die Fahrt mehr und mehr genießen.



Das Seekayaking ist jedoch ein Erlebnis wert. Neben den Robben sahen eine "Shag"-Kolonie. Das sind Vögel, welche bis zu 30 Meter tauchen können um Fische zu fangen. Bis auf ihren langen Hals haben sie - vor allem wenn sie an der Wasseroberfläche tauchen - Ähnlichkeiten mit Pinguinen. An der nächsten kleineren Insel machten wir eine Kaffeepause. Der im Campingkocher gebraute Kaffee (und der Kakao für Roman) war mit perfekten Milchschaum zubereitet und versetzte uns auf Grund der Einfachheit der Mitteln und des Geschmacks ins Staunen. Nach der Rast zeigte uns unser Führer noch im Wald der Insel die Höhlen in welchen die Pinguine die Nacht verbringen.



Leider konnten wir nicht warten bis die Pinguine am Abend angewatschelt kommen um sich in ihre Schlafgemächer zurückzuziehen, denn wir hatten noch ein schönes Stücken von unserer insgesamt 9km-Tour vor uns. Weiter vom Rückenwind verwöhnt schafften wir sogar auf der einen oder anderen Welle zu surfen! Was für eine Belohnung für das uns ungewohnte und somit anstrengende Paddeln. Man könnte fast schweißtreibend schreiben, wenn nicht immer wieder Mal eine Welle in unser Kayak gekracht wäre. Auf jeden Fall kamen wir patschnaß am sicheren Ufer an und froren eine ganze Weile bis unser Gepäck nachgebracht wurde.

Während wir warteten und die Kleidungsstücke im Wind getrocknet wurden, sahen wir warum die Boot täglich mit dem Traktor ins Meer gelassen werden. Durch die Ebbe war das Meer um einige hundert Meter zurückgegangen. Somit fuhren die Traktoren die Rampe hinab und über den nun frei liegenden Strand bis ans Meer um neue Boote herabzulassen und wieder aufzuladen. Ohne es zu sehen, hätten wir Landeier uns das nicht vorstellen können.



Bei der Kayakfirma bekamen wir dann wohl einer der besten Burger überhaupt serviert. Selbstgebackene Weckerl mit Mohn, Sesam und Kürbiskernen gefüllt mit Avocado, Couscous, Salat, gerösteten Zwiebeln, Tomaten, div. Soßen und was man sich sonst noch vorstellen kann. Hierbei wurden die hausgemachten Beef-, Händl, Lamm- oder Fischlaibchen fast zur Nebensache. Tags darauf gingen wir gleich nochmals dorthin um uns mit diesen Kalorienbomben den Ruhetag zu versüßen.

Berni & Roman hatten wohl gefallen am Paddeln gefunden, denn nur wenige Tage später saßen sie in Nähe von "Murchison" wieder in einem Kayak. Diesmal war es allerdings aus Gummi und es ging einen Fluß hinunter. Wir wollten vergleichen, ob uns das Meer mit seinem Wellen oder der Fluß mit seinen Stromschnellen besser gefällt. Kurz gesagt, der Fluß mit seinem stetigen Strom ist weniger anstrengend und die sich dem Wassermassen entgegenstemmenden Felsen machen einfach mehr Spaß!




Der Wasserlauf im gleichnamigen Bundesland "Buller" war an dieser Stelle genau das Richtige für uns. Mit seinem Schwierigkeitsgrad 2 ist er knapp über stehenden Gewässern und doch gibt es immer wieder mal kleine Stromschnellen, so daß wir einmal sogar aus dem Boot befördert wurden. Aber wir waren schnell wieder hineingeklettert und wurden ein immer besser eingespieltes Team. Wir glauben ein gar nicht so schlechtes Wildwasserdebüt hingelegt zu haben.

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