Freitag, 28. August 2009

26. Machu Picchu

Einer unserer grössten Träume wurde zur Realität: Ein Besuch der auf einem Bergrücken gelegenen Ruinenanlage Machu Picchu.



Bereits um 4 Uhr in der Früh läutete unser Wecker um in einem der ersten Busse hinauf zur Anlage zu sitzen. Als wir an der Busstation ankamen hatte sich bereits eine lange Schlange gebildet, aber die Leute waren äußerst diszipliniert und der sich tägliche wiederholende Transport der Menschenmassen war perfekt durchorganisiert. Obwohl wir erst im siebten Bus die letzten drei Sitzplätze ergatterten, waren wir bereits 15min. nach der ersten Abfahrt auf den Weg hinauf. Oben angekommen hatte sich eine weitere Schlange vor dem Eingangstor gebildet, in der sich Wanderer vom Inkatrail und Personen, welche von Aguas Caliente zu Fuß hinaufgestiegen sind, mit den Busfahrern vermischten. Das bereits um 6 Uhr in der Früh so viele Menschen zu sehen waren, ließ eine ungute Vorahnung in uns aufkommen, welche sich zum Glück nicht bewahrheitete. Die Besucher verteilten sich in der riesigen Anlage so sehr, daß wir es nie als störend empfanden. Somit konnten wir diesen Tag in aller Ruhe genießen, auch mit dem Wissen, daß wir im Gegensatz zum typischen "Machu Picchu"-Aufenthalt an diesen Nachmittag noch nicht mit dem Zug zurück fahren würden.

So zeitig am Morgen lag der Bergrücken und die dahinterliegende Bergspitze "Wayna Picchu" noch in Nebelschwaden gehüllt. Ständig wechselte die Szenerie und die aufgehende Sonne legte nach und nach vollständig die Sicht auf eines der sieben neuen Weltwunder frei.





Machu Picchu ist ein in mehreren Stadtviertel unterteilte und gut geschützte Anlage, welche trotz historischen Aufzeichnungen deren Existenz durch die Spanier nie von ihnen betreten wurde. Nach dem Untergang der Inka wurde Machu Picchu - im Gegensatz zur weit verbreitenden Meinung - nie von der indigenen Bevölkerung vergessen und sogar bis ins 17. Jahrhundert landwirtschaftlich genutzt. Anfang 1900 wurde sie lediglich wissenschaftlich entdeckt und über Nacht in der westlichen Welt berühmt.

Wir starteten unseren ersten Rundgang, wo wir uns einen Überblick verschafften und alles ohne Hintergründe auf uns wirken ließen, bevor die ersten geführten Gruppen eintrafen. Auf der westlichen Hangseite ist der Ruinenkomplex durch die geräumigen Tempel und Sternenwarten sehr übersichtlich. Ganz im Gegensatz zur Unterstadt, wo unzählige verwinkelte Gassen an den Häuserresten vorbeiführten. Da fast jeder Stadtteil getrennt verriegelt werden konnte, haben die meisten Viertel lediglich einen Eingang, was den Eindruck eines überdimensionalen Labyrinths verstärkt. Bemerkenswert sind zum Beispiel 16 Bäder, welche mit in Stein gehauene Be- und Entwässerungskanäle miteinander verbunden sind.


Während unserer Erkundungstour legten wir immer wieder Pausen ein. Auch trennten wir uns immer wieder voneinander und gingen separat auf eine Zeit- und Entdeckungsreise. Roman fand zum Beispiel einen Weg zu einer weiteren Anlage tiefer im Tal, welche im Moment durch Archäologen vom Dschungl befreit wird. Wie er später erfuhr, wäre über diesen Weg auch ein Aufstieg zu Machu Picchu möglich, womit man sich die Eintrittsgebühren sparen könnte. Kein Wunder das er von Arbeiten sehr eindringlich wieder zurück geschickt wurde.



Zur Mittagszeit machte sich das frühe Aufstehen und das herumklettern zwischen den uralten Mauerresten bemerkbar und so legten wir uns etwas abseits in die Wiese und genossen die Sonne. Nach unserer wohlverdienten Pause starteten wir mit unserem Reisehandbuch bewaffnet zum zweiten Rundgang um mehr über die Funktion der einzelnen Gebäudekomplexe zu erfahren. Allerdings wurde unser Rundgang von ein paar Regentropfen unterbrochen, welchen den später am Nachmittag einsetzenden Regen ankündigten. Nach über acht Stunden in Machu Picchu brachen wir also zu unserem Rückweg auf.




Am nächsten Morgen schliefen wir uns erst einmal wieder richtig aus und genossen anschließend das Frühstücksbuffet in unserem Hotel. Um unsere Muskeln etwas Gutes zu gönnen und unsere Eindrücke zu verarbeiten, zottelten wir zu den nahe gelegenen heißen Heilquellen. Wie erhofft, teilten wir die warmen Becken lediglich mit wenigen Einheimischen. Mit der Zeit drang auch die Sonne in das tiefe Tal vor und so sonnten wir uns, bis uns der Hunger und eine paar Moskitos vertrieben.



Auf den Weg zurück schauten wir beim Arbeitsplatz von Rosemary vorbei, welche wir zwei Tage zur vor auf den Weg zu den Salinen kennenlernten. Sie war sehr erfreut über unseren Besuch und so luden wir sie spontan zum Mittagessen ein. Bei den Tischgespräch erfuhren aufschlußreiche Details über das zwiespältige Verhältnis der Peruaner zu ihren Inka-Vorfahren. Zum Beispiel werden Kinder mit Inka-Namen in der Schule gehänselt und so versuchen die meisten jungen Leuten den westlichen Idealen zu folgen, auch wenn sie stolz auf die weltweite Anerkennung ihres Kulturerbes sind.



Die Mittagspause von Rosemary war leider viel zu kurz und so gingen wir anschließend ohne sie auf eine kleine Wanderung. Dabei kamen wir bei der Stadtausfahrt zu einem Busunfall, der sich einige Stunden zuvor ereignet hatte. Einer von den Bussen, welcher auch uns am Vortag zu Machu Picchu hinauffuhr, war von der Straße abgekommen, gegen ein Hotel gekracht und umgekippt. Soweit wir erfahren konnten, waren keine Fahrgäste im Bus und der Fahrer kam mit dem Schrecken davon. Nichtsdestotrotz ein komisches Gefühl für uns.

Nach einem Stück wurden wir müde ständig auf der staubigen Piste von Fahrzeugen überholt zu werden und so kletterten wir hinab zum Fluß, wo riesige, durch die Natur glatt geschliffene Felsbrocken, im Wasser lagen. Diese verleitete uns wie junge Gämsen auf ihnen herumzuklettern und so verging die Zeit bis zur Abfahrt zurück nach Cusco wie im Flug.



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