Cusco - das ehemalige Machtzentrum der Inkas - ist wohl einer der kulturell, interessantesten Städte von Peru. In der Innenstadt sind die meisten Häuser auch heute noch gut sichtbar auf den alten Inka-Mauern errichtet. Durch ihre perfekte Paßform ist keinerlei Mörtel notwendig und die Grundmauern haben bis jetzt jedes Erdbeben in der Region überstanden. Lediglich die darauf in Europäischer Bauweise errichteten Gebäude mußten jedesmal zumin. repariert werden. Diese Mischung zwischen Inka- und Kolonial-Bauweise macht einen Spaziergang durch die Gassen zum besondern Gustostückerl.
Nach der Eroberung Cusco durch die Spanier setzten diese alles daran, daß die Lücke, welche die Inkas hinterließen zu füllen und das Andenvolk auf die neue Religion - das Christentum - "umzuschulen". Als Folge dessen stehen rund um den Hauptplatz mehr als fünf Kirchen und Cusco war einst das größte Bischofstum der Welt, denn es umfaßte neben Peru auch Bolivien, Argentinien, Chile, usw. Aus diesem Grund starteten wir am ersten Tag unsere Besichtigung im größten Kirchenkomplex am Plaza de Armas. Der Eintrittspreis war zwar sehr gesalzen, doch durch den aufwendig gemachten Audiorundgang und die prachtvollen Kunstwerke war dies sein Geld wert.
Wir erfuhren viele Details wie flexibel die damalige Kirche ihre Religion auslegte um sie den "Heiden" schmackhaft zu machen. Zum Beispiel werden die Frauenabbildungen meist sehr europäisch gekleidet, aber mit Bauch gezeigt. Diese sind nicht schwanger, sondern es wird die traditionelle Bekleidung nachgeahmt, die aus unzähligen Unterröcken besteht, so das die Frauen recht umfangreich waren. Auch wurden die dargestellten Speisen beim letzten Abendmahl typisch lokal gezeigt. In der Mitte vom Tisch lag, das noch heutige Nationalgericht, Cuy - Meerschweinchen.
Interessant fanden wir auch wie viele Jungfrauen die Kirche verehrt, wobei Christus hier oft zweitrangig erscheint. Für jeden Zweck gibt es eine, aber auch andere Heilige. Der heilige Antonius soll nicht nur verloren Dinge wieder auffindbar machen, sondern auch den heiratswilligen Frauen zu ihren Wunschehemännern verhelfen. Hierfür werden Abbildungen des Heiligen gekauft, geweiht und kopfüber zu Hause aufgehängt. Jeden Freitag dreht man ihn um, um ihn an seine Wünsche zu erinnern. Für die verfolgten, potenziellen Ehemänner gibt es wiederum eine Heilige die sie von den Wünschen der Frauen befreit.
Einen Vormittag verbrachten wir im Kloster "Santo Domingo - Qorikancha", das im Inneren Reste eines Sonnen, Mond, und Sternentempel zeigte. Das Konvent sollte einst die Residenz des ersten Inkas Manco Capac gewesen sein und die Mauern des Tempels waren damals mit Gold verziert. Bis zum Touristenandrang schlenderten wir durch die alten Gänge, suchten den Garten auf und tauchten in eine fremde Welt.
Da Cusco der Ausgangspunkt für unseren Ausflug zu Machu Picchu war und Markus am Ende seines Aufenthalts von hier auch einen Flug nach Lima hatte, blieben uns noch mehrere Tage um verschiedene sehr gute Museen anzusehen. Besonders das kleine, private Musikmuseen hatte es unserer Berni angetan. Neben der Innenstadt hat uns auch das Flanieren, in dem etwas höher gelegenen Stadtteil "San Blas", sehr gut gefallen.
Der beste Ausflug war allerdings zu der übergroßen, weißen Christusstatue, welche über der Stadt thront. Diese erinnerte uns sehr ans "Rio de Janeiro".
Neben der Statue befinden sich auf der Anhöhe die Festungsanlage Saqsaywamán - gesprochen "sexy woman" - und der Kultplatz Q'enqo. Uns interessierte allerdings das bunte Treiben auf den Wiesen zwischen den Anlagen am meisten. Da es Sonntag war, sind sehr viele Familien mit ihren Kindern zum Drachensteigen hier heraufgekommen. Wir setzten uns also inmitten der tollenden Flugkünstler und genossen das warme Wetter, sowie die fröhliche Ausgelassenheit.
An einem Abend gingen wir zusammen mit drei Grazer Studenten in das höchst gelegene Pub der Welt, welches sich im irischen Besitz befindet. Die Grazer hatte Markus schon auf den Weg zur "Isola de Sol" kennengelernt und wir hatten sie zufällig in Aguas Calientes wieder getroffen. Das Essen war vorzüglich und neben dem peruanischen Bier "Cusqueña" machten ein paar Whiskey die Runde. Dies sollten die zwei Jungs am nächsten Tag bereuen. Entweder der Alkohol wirkt auf 3430 Meter um einiges stärker, oder wir werden einfach bald 30 - sprich alt ;-).
Viel zu bald war auch Markus letzter Tag in Peru gekommen und so setzten wir uns noch in unser Lieblingscafé "Cappucchino" am Plaza de Armas mit den wundervollen Blick auf die Kathedrale. Wir frühstückten und spielten unser im Belén-Tal neu gelerntes Kartenspiel "Shithead". Auch am Flughafen setzen wir unser amüsantes Spiel fort und lachten bis die Boardingtime gekommen war. Wir wünschen Markus einen gute Heimreise und das seine vier Flüge, sowie der Aufenthalt in Sao Paulo, schnell vorüber gehen.
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