Montag, 2. November 2009

46. Vergessene Welt

Roman & Berni suchten auf dem Weg zu unserem nächsten Ziel nach einem geeigneten Schlafplatz und campten auf einem großzügigen Parkplatz direkt neben einem Fluß. Dieser Ort hatte etwas uriges an sich, denn es gab einige Picknickplätze und Möglichkeiten zum Fischen. Eine Hängebrücke lud uns ein die andere Seite zu erkunden und folgten dort den "Riverside Walk", der an Kaskaden und einem Wasserfall vorbeiführte. Die saftige, grüne Landschaft am Flußufer lies uns immer wieder eine kleine Pause einlegen und wir genossen an diesem Tag die warmen Sonnenstrahlen. Roman versuchte in Vorbereitung auf zukünftige Wanderungen den Fluß zu überqueren, aber mußte wegen seiner Strömung bzw. Tiefe umkehren. Stattdessen fand er einen großen Holzstecken, den er zu Sonnenuntergang wie ein Indianer beschnitze.




Am nächsten Morgen machten wir einen kleinen Abstecher nach "Waitomo". Die unzähligen Höhlen mit dessen Bewohner namens Glühwürmchen sind ein magischer Anziehungspunkt. Auch wenn in dem kleinen Ort viel Tourismus betrieben und Abenteuertouren in den Höhlen angeboten werden, war die Fahrt dorthin einfach wert. Eine gute Stunde nahmen wir bei einer Führung teil und erfreuten uns der weißlichen Stalaktit, Stalagmit und Stalagnat, die durch den Sandstein viel heller waren als in unserem heimischen Höhlen. Als wir in einem Boot durch die Dunkelheit fuhren folgte das Highlight: über uns leuchteten abertausende Glühwürmcher - heller als die Milchstraße. Ein Anblick, den man nicht so schnell vergißt!

Die Glühwürmchen sind winzige Larven einer Insektenart. Diese haben kein Maul und müssen nach dem Schlüpfen und dem Vermehren innerhalb weniger Tage sterben. Mit dem Glühen locken die Larven Insekten in den Höhlen an, welche sie mit langen, klebrigen, von der Wand hängenden Fäden fangen. Je hungriger ein Glühwürmchen desto heller leuchtet es.

Wir setzten unsere Fahrt weiter nach Süden fort und folgten dem "Forgotten World Highway" ins nirgendwo. Roman merkte sich die Straßenbezeichnung bei einer Diashow in Graz und wollte sie unbedingt - schon des Namens wegens - befahren. Über 150km führt die Straße vorbei an einen der entferntesten Winkel: die einzige eigenständige Republik innerhalb Neuseelands "Whangamomona".


Uns faszinierte vor allem der schwarze Humor und der Widerstand gegen die Obrigkeit, welche der Ausrufung zugrunde liegen. Der Ort "Whangamomona" sollte einem anderem Verwaltungsbezirk zugeordnet werden in welchem sich allerdings das rivalisierende Rugby-Team befand. Dies war für die Bewohner unzumutbar und sie machten sich daraufhin selbständig. Als erster Präsident der Republik wurde ein Ziegenbock gewählt und dessen Stellvertreter wurde ein Pudel, welcher allerdings nach einem Mordversuch zurücktrat.

Bei der Einfahrt in der Ort zeugt ein Grenzposten und Schilder davon, daß man Neuseeland verläßt. Passend zum Humor ist der Grenzhäuschen eigentlich ein Plumpsklo und wenn es unbemannt ist, solle man doch mit seinem Paß ins örtliche Gasthaus gehen. Wir taten wie uns geheißen und holten uns für ein paar Cent einen Stempel in unseren Reisepaß. Der Grenzbeamte war auch gleichzeitig der Gastwirt, jedoch war die Theke streng zwischen Immigrationsbüro und Ausschank geteilt. Wollte man Trinkgeld geben, mußte man aufpassen auf welcher seite der Theke man dieses überreicht, da es sonst als Beamtenbestechung ausgelegt werden könnte.



Nach traumhaft schöne Landschaften gelangten wir zum Ende des "Forgotten World Highway" und erreichten langsam wieder bewohntes Gebiet. In der Ferne konnten wir noch den beeindruckenden, kegelförmigen Vulkan "Mount Taranaki" sehen, welcher seine Spitze in Wolken verhüllte.


Abseits der Hauptstraße bei "Levin" suchten wir unseren Nachtplatz auf mit der Möglichkeit einer Wanderung am nächsten Morgen. Wir fuhren dabei über eine wackelige, schmale Brücke und nachteten wieder einmal an einem Flußufer. Die Landschaft rundherum ähnelte einer österreichischen Alm. Es gab einige Weidezäune, wobei Berni die Schafe versuchte zu fotographieren. Diese halten sich gerne im Hintergrund, sind scheu und laufen davon, wenn man ihnen zu nahe kommt.



Der nächste Tag verlief anders wie geplant: Das Tourismusbüro mit den geeigneten Wanderkarten sperrte erst in einer Stunde auf und somit suchten Roman & Berni nach einem Alternativprogramm. Beide wurden bei einem Kinderspielplatz mit einem Klettergarten fündig und tobten herum wie Kinder, bis sie müde waren. Die Wanderung blieb auf der Strecke.

Roman & Berni sehnten sich am Nachmittag nach Naturschönheiten und entdeckten im Straßenatlas einen "Herr der Ringe"-Drehplatz namens "Rivendell". Zur Freude gab es im ansässigen Nationalpark einen kleinen Rundweg. Dieser führte vorbei am magischen Drehort. Dessen Filmkulisse war zwar nicht mehr vorhanden, aber Berni konnte sich auch so die Welt der Elfen vorstellen.


Zu Ehren des Flusses nahmen Roman & Berni nackt ein kühles Bad. Als die Sonne jedoch hinter dem Berg verschwand setzten wir unseren Rundweg fort und überquerten am Ende eine Schwingbrücke, wobei Roman die meiste Freude an dieser schwankenden Konstruktion hatte. Wir genossen die Natur dermaßen, daß wir am Zeltplatz des Nationalparks übernachtet und unseren 5-Jahrestag mit Martini Asti feierten.





Bevor wir mit der Faire auf die Südinsel nach Picton übersetzten, verbrachten wir noch einen Tag in Wellington und besuchten das Museum "Te Papa", welches sehr aufwendig und farbenfroh über Neuseeland, dessen Natur und seine Bewohner aufklärt. Neben riesigen Walskeletten und Riesenkraken gibt es unter anderem auch ein Haus worin ein Erdbeben simuliert wird.

Nach einer wunderbaren Fahrt durch den "Queen Charlotte Sound" kamen wir in Picton an und lebten wiedermal unsere kindische Seite am Minigolfplatz aus. Vor Einbruch der Dunkelheit suchten wir unseren nächsten Schlafplatz, wobei wir nach langem Herumirren fündig wurden. Als dank für die lange Kurvige Fahrt, bekamen wir ein unvergessliches Naturschauspiel geboten. Wir standen auf eine Landbrücke mit einer Ost-West-Ausrichtung, so daß wir einen wunderbaren Sonnenuntergang beobachten konnten, während genau auf der gegenüberliegenden Seite ganz groß der Vollmond aufging. So sahen wir im "Pirate" liegend wahlweise beide Himmelskörper, je nachdem wie wir uns im Bett drehten.

1 Kommentar:

  1. Bin von eurer Reise mächtig beeindruckt und hoffe das es immer so weiter geht. Vergesst nicht die schönen Bilder auch immer zu posten. Wünsche euch auf diese Weiße viel Spaß in der Ferne und noch eine wunderschöne Reise!!!! Gruß aus Kärnten Gernot B.

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