Dienstag, 27. Oktober 2009

45. Tongariro Nationalpark

Der Tongariro Nationalpark war der erste Nationalpark in Neuseeland und ist inzwischen UNESCO Weltkulturerbe. Er umfaßt mehrere aktive Vulkane, welche kürzlich durch die "Herr der Ringe"-Verfilmung unter anderem für die Szenen von "Mordor" und "Mount Doom" mehr Bekanntheit erlangten.



In dieser Szenerie wollten wir ursprünglich die 4-Tages-Wanderung "Tongariro Northern Circuit" wagen und hatten schon entsprechende Vorräte an Packerlsuppen gekauft. Doch waren die Wettervorhersagen nur für den ersten Tag gut. So änderten wir unseren Plan und pickten uns den zweiten Tagesabschnitt und somit die Rosine aus der Wanderung. Diese Etappe ist auch unter den Namen "Tongariro Alpine Crossing" bekannt und wird zu der schönsten Eintageswanderung in Neuseeland gezählt.



Berni & Roman krabbelten kurz nach Sonnenaufgang aus den Federn und begaben sich mit "Pirate" zum Startpunkt der Wanderung. Anhand der Fußspuren im Morgentau erkannten wir, daß wir zu den ersten Wanderern an diesem Tag gehörten. Bald wurden wir jedoch von den ersten Wegbeschreitern überholt und es sollten noch weitere folgen, da einige Tramper den Feiertag für diese beliebte Route nutzten. Jedoch im Vergleich zur Hauptsaison - den Weihnachts- und Osterfeiertagen - war dies bestimmt ein sehr ruhiger Tag.


Der Track ist sehr gut markiert und bestens ausgebaut. Er beginnt flach und schlängelt sich entlang mehrere Lavarinnen. Immer wieder helfen hölzerne Stege über kleine Bäche und nach ca. 4 km kommt man über einen kleinen Abstecher zu den "Soda Springs". Diese zwei Wasserfälle entspringen direkt darüber liegend aus dem Berg und werden aus unterirdischen Quellen gespeist.


Nach dem Abstecher beginnt der insgesamt 800 Höhenmeter lange Aufstieg. Dieser erfolgt im ersten Abschnitt über neu und aufwendig errichtete Treppen, welche das anstrengende Gehen über die Geröllfelder aus schwarzem Lavagestein ersparen. Trotzdem kamen wir bei dem einstündigen Aufstieg etwas ins schwitzen.

Wir erreichten den riesigen und flachen "South Crater", welcher durch seine rundherum aufragende Felswände und Vulkanspitzen, wie ein überdimensionales Amphitheater wirkt. Zu unserer rechten konnten wir den "Mount Naguruhoe" (Mount Doom) sehen und im Westen erblickte man durch das klare Wetter den ca. 100km entfernten, ebenfalls schneebedeckten Vulkan "Mount Taranaki".


Nach der Durchquerung des "South Crater" folgt ein kurzer Anstieg, nach welchem man einen weiten Blick in östliche Richtung bekommt. Man erkennt deutlich wie sich vom geologisch gesehen sehr jungen "Mount Naguruhoe" in den letzten 2.500 Jahren die Lavaströme sich den Weg ins Tal gefressen haben.



Der kurze Weg entlang der nächsten Bergkante erforderte etwas an Konzentration, da man ohne die komfortable Stufen auskommen mußte und sich Schlamm, gefrorener Boden und Lavagestein mit einem "Murmeln auf Parketboden"-Effekt ablösten. Nach der Querung eines Schneefelds konnte man in den berühmten "Red Crater" hinabsehn, der seinen Namen durch das rot gefärbte Gestein an seinem Rändern erhalten hatte. Aus seinen zerklüfteten Felsen steigt an einigen Stellen weißer Dampf hervor und erinnert einen daran, daß es hier nach wie vor überall brodelt und es erst 2006 und 2007 zu kleinen Vulkanausbrüchen kam.



Nach den letzten Metern erreichten wir den höchsten Punkt der Wanderung auf 1886 Metern und hatten einen atemberaubenden Rundumblick. Neben den schon erwähnten "Mount Naguruhoe" und den "Red Crater" sieht man die drei türkis schimmernden "Emerald Lakes", den noch gefrorenen "Blue Lake" und in der Ferne den größten See Neuseelands, den "Lake Taupo".


Die Krönung des Ganzen ist, daß man diesen Anblick mit Fußbodenheizung genießen kann: Denn direkt hier auf den höchsten Punkt wird der Boden durch heißen Dampf - der von tief unten empor steigt - erwärmt. Der ideale Platz für unsere Mittagspause! Wir setzten uns also hin und bereiteten die mitgebrachten Packerlsuppen mit dem heißen Wasser aus unserer Thermoskanne zu.


So rundherum gewärmt wurden wir auf noch keiner unserer Wanderungen: Sonne von oben, Suppe von innen und Boden von unten. Und das bei dem Anblick dieser fantastischen Bergwelt. Da muß es einem einfach gut gehen!



Nach einer halbstündigen Pause gingen wir den gleichen Weg wieder zurück, da wir keinen Shuttelbus organisieren konnten und nicht auf gut Glück auf die andere Seite zum Fuß des Berges absteigen wollten. Dadurch bekamen wir zwar keine neuen Ausblicke, doch waren die Lichtverhältnisse andere als am Morgen. Auch zeigten sich inzwischen die ersten Wolken mit für uns ungewöhnlichen glatten Formen. Auf Grund des sehr genauen Wetterberichts wußten wir, was diese zu bedeuten hatten und sobald wir am Parkplatz angekommen waren, hatten wir auch schon die ersten Regentropfen auf der Windschutzscheibe von "Pirate". Wieder einmal konnten wir uns Wetterglück kaum fassen.



In der Nacht trommelte der Regen laut auf unser Autodach und auch der darauffolgende Tag war regnerisch. Auch wenn es hin und wieder auflockerte, blieben die Vulkankegel wolkenverhangen und wir freuten uns unsere Wanderroute verkürzt zu haben.

Nachdem wir am Campingplatz unsere Wäsche gewaschen, Mittag gegessen und für den Abend vorgekocht hatten, fuhren wir weiter zu unserem nächsten Abenteuer.

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