Sonntag, 18. Oktober 2009

41. Launen von oben

Der Tag begann regnerisch und sollte es auch die meiste Zeit bleiben. Allerdings wußten wir die Regenpausen ideal zu nutzen. So bereiteten wir unser Frühstück und auch den Salat zum Mittagessen in unserem uns schützenden Pirate vor. Dazwischen fuhren wir nach Waipu und besuchten dort ein Museum über die schottischen Einwanderer, welche sich hier fern ihrer Heimat nach einer abenteuerlichen 6-monatigen Schiffsfahrt niederließen. Auch jetzt sorgen noch viele Namen, wie McKay, von den schottischen Wurzeln.

Unser nächstes Ziel waren die Nahe gelegenen "Waipu Caves" ohne genau zu wissen was uns dort erwartet. Vor dem Startpunkt zum dazugehörigen Wanderweg parkten wir unseren Van und aßen Mittag mit wenig Hoffnung auf eine Möglichkeit zur Begehung des selbigen. Aber wie durch ein Wunder stoppte der Regen während wir noch mit dem Abwasch beschäftigt waren. Also nix wie los um wenigstens noch ein wenig Bewegung zu bekommen.

Auf der Weide beim Beginn des Wanderweges fanden wir neben einer Herde von Schafen auch einen kleinen Vogel, welcher uns seinen Balzritual vorführte: Mit gespreizten Schwanzfedern tänzelte er am Boden herum, flog ein Stückchen weiter, tänzelte wieder und begann lieblich zu zwitschern. Gleich hinter der Weide fanden wir eine weitläufige Tropfsteinhöhle, welche wir durch die Wassermengen der letzten Stunden nur zu einen kleinen Teil begehen konnten. Auch sahen wir zum ersten Mal die Glühwürmchen auf der Decke für die neuseeländische Höhlen berühmt sind. Wenn man hinaufschaut erinnern die hell leuchtenden Punkte einen an den nächtlichen Sternenhimmel.




Wir folgten den Wanderweg hinauf auf den Berg und hatten wunderbare Aussichten über die nach dem Regen dampfende Landschaft. Sogar das Meer konnten wir in der Ferne erkennen. An weiteren Höhlen kamen wir aber nicht mehr vorbei, dafür hatte Berni eine Begegnung welche sie so schnell wohl nicht vergessen wird.




Ein schwarz-weißer Greifvogel hatte es auf einer freistehenden Hügelkuppe auf sie abgesehen und machte zwei, drei Drohangriffe und wir suchten das Weite. Wir vermuteten, daß er wohl sein Nest verteidigen wollte. Nur kurze Zeit später hörte die Berni den Flügelschlag und spürte auch schon, wie er im Sturzflug nach ihren Kopf griff. Zum Glück hatte Berni die Kapuze ihrer Jacke schon zuvor über ihren Kopf gezogen. Die rote Farbe dieser dürfte den Vogel aber zu weiteren Angriffen bewogen haben. Obwohl Berni schon begonnen hatte über die sumpfige Wiese zu rennen, versuchte der Angreifer zwei weitere Male sie am Schopf zu packen. Berni hatte verständlicher Weise etwas Angst, da - auch wenn es ein kleiner Vogel war - die Krallen Verletzungen hinterlassen können und es sicher nicht angenehm ist, wenn er mit einen Haarbüschel als Beute abhauen will. Als wir den Wald erreichten lies er aber endgültig von uns ab. Roman fand die Situation so unwirklich, daß er sich nicht helfen konnte und die ganze Zeit lachen mußte. In Österreich haben wir genug Greifvögel, aber so eine Erlebnis hat uns noch keiner geschildert.

Als wir nach guten zwei Stunden von unserer Wanderung zurückkamen, hatte das Wetter immer noch gehalten. Und sobald wir im Auto saßen, gab es wieder einen heftigen Regenschauer: Glück gehabt! Wir begannen im Auto Karten zu spielen und uns zu überlegen, was wir Essen sollten ohne den Gaskocher anzünden zu können, als Berni plötzlich auffiel, daß es wieder aufhörte und sich am aufklärenden Himmel ein wunderbarer Sonnenuntergang ankündigte. So hatten wir doch noch die Möglichkeit einen warmen Gemüseeintopf zu zubereiten und ein paar nette Aufnahmen vom roten Abendhimmel zu machen.




Auch die nächsten beiden Tage war das Wetter in April-Laune und sorgte für Überraschungen: Strahlender Sonnenschein ließ uns ins kühle Meer springen, obwohl wir noch tags zuvor jeden ohne Neoprenanzug für verrückt erklärt hätten. Doch die geschützte Bucht bei "Whangaruru North Head" mit flachen Wasser, welches sich in der Sonne erwärmt hatte, lies dies zu einem Genuss werden.


Übernachten wollten wir in einem kleinen Dorf namens Rawhiti, wo wir auf einem nicht besuchten Campingplatz mit unserem Pirate in der morastigen Wiese versanken. Keine zehn Minuten später kamen zwei junge Maori-Männer auf ihren Mini-Traktor um die Ecke gebogen um uns aus dem Schla(m)massel zu ziehen. Das nennt man Nachbarschaftshilfe!




Tags darauf machten wir eine kleine dreistündige Wanderung zu einer ehemaligen Walfangstation, wo 20 Männer mit zwei Ruderbooten bis ~1920 ihrem gefährlichen Job nachgingen. Auch wenn die Station ein trauriger Platz war, so war die Wanderung dorthin, und die Aussichten die einem geboten wurden, um so schöner.


Als wir nach der Wanderung wieder im Auto saßen, begann es ordentlich zu schütten. Der Wettergott meint es gut mit uns. Wir übersetzten mit einer kleinen Fähre nach Paihia, wo wir zwei Nächte blieben um unsere Batterien wieder aufzuladen, Pirate zu putzen und Wäsche zu waschen.


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