Montag, 5. Oktober 2009

37. Red Center

Berni's Traum folgend sind wir in "Alice Springs" mitten im sogenannten "Red Center" von Australien angekommen. Beim Anflug sahen wir wie einige Sandstürme über das Outback fegten und die uns beim Landeanflug etwas durchschüttelten. Wir hatten schon Befürchtungen für die nächsten Tage, jedoch sollte das Wetter sich uns nur von seiner besten Seite zeigen. Trockene, angenehm warme bis heiße Temperaturen unter Tags und in der Nacht kühlte es wohl kaum unter 10°C ab. Die Nachttemperaturen waren für uns nicht ganz unwichtig, denn während unserer Drei-Tages-Tour zum Uluru (ehemals "Ayers Rock" genannt) übernachteten wir unter dem klaren Sternenhimmel des australischen Outbacks in Swags (so eine Art Überschlafsack). Auch jede Menge Sand, Staub, Dreck, lästige Fliegen und Schürfwunden vom Feuerholzsammeln waren in dem Trip inkludiert. Kurz gesagt: eine richtige Outbackerfahrung in einer für uns Touristen zumutbaren Dosierung! *G*



Unterwegs bekamen wir unsere ersten Kangaroos zu Gesicht, allerdings waren diese allesamt von Autos überfahren worden. Neben der Straße wächst, aufgrund des Wasser, welches bei Regen auf der Straße sammelt und des H2O, welches in den Abgasen der Fahrzeuge enthalten ist, das saftigste und grünste Gras. Zur Abenddämmerung kommen die Tiere zu den quer durch die Wüste gezogenen Straßen um zu Fressen und finden dabei viel zu oft den Tod. Ein häufiger Grund ist aber auch die überhöhte Geschwindigkeit bzw. die mit dieser Situation unerfahrenen Mietwagenfahrern. Davon zeugte auch ein Kleinbus am Straßenrand, welcher vermutlich ein Rind frontal genommen hatte und als Totalschaden liegen blieb.


Unser Guide Sam brachte uns auf jeden Fall sicher durch das Outback und wir machten nicht nur beim berühmten "Uluru" halt, sondern bewanderten auch die "Kings Canyons" und "Kata Tjuta" (ehemals "Olgas"). Roman und Berni waren fasziniert von den Steinformationen, die sich vor Millionen Jahren gebildet haben und freuten uns über einen strahlend, blauen Himmel, der einen herrlichen Kontrast zum roten Sandgestein abgab. Uns überraschte die Vielzahl der Bäume und Sträucher mit dem das Outback bewachsen ist, denn wir hatten uns dies eher immer wie eine Sandwüste vorgestellt. Die meisten waren allerdings davon vertrocknet oder durch die Hitze verbrannt.

Der Uluru selbst ist der größte Monolith der Welt und hat eine Größe von 350m. Seine rote Farbe - für die er so bekannt ist - kommt vom hohen Eisengehalt. Beim genauen Hinsehen erkennt man, daß er an der Oberfläche Löcher aufweist, welche nach Blitzschlägen entstanden sind (Wasser im Fels dehnt sich durch die hohe Hitze aus, womit es zu den Löchern kommt). Diese imposante Erscheinung in Mitten der flachen Ebene läßt vor allem beim Sonnenauf- wie -untergang durch seine stetig ändernde Farbenpracht einen bleibenden Eindruck. Es ist daher kein Wunder, warum dieser bei den Aborigines als heilig angesehen wird.



Wir bekamen auch die Gelegenheit das Heiligtum in guten 2 1/2 Stunden zu Fuß zu umrunden, wobei wir Höhlenmalereien, einige Ritualplätze und die in der Wüste so wichtigen Wasserstellen bewundern konnten. Sam erzählte uns einige Geschichten über und von den Aborigines, die vor gut 7 Jahren zuletzt hier Zeremonien abhielten (der Uluru war nie eine Dauerkultstätte). Während wir seinen Erzählungen lauschten fühlten wir uns wie Schulkinder.


Übernachtet wurde zum Teil ohne Zelte direkt in der Pampa am Boden, wobei jeder versuchte nah beim Lagerfeuer zu liegen. Wir bekamen Anweisungen, wie z.B. die Schuhe zu verstauen sind, damit sie nicht von Dingos gestohlen werden und was für Tiere uns in der Nacht sonst noch überraschen könnten. Nach dem stärkenden Abendessen rollten wir unsere Swags aus, legten uns mit unseren Schlafsäcken hinein und beobachteten die Sterne über uns. Durch den Vollmond, war zwar die nicht die volle Sternenpracht zu sehen, aber zumin. war der nächtliche Toilettengang auch ohne Taschenlampe ungefährlich.


Viel Zeit um Schlafen blieb nie, denn wir standen jeweils vor Sonnenaufgang auf um Naturschauspiele erleben zu können und so waren wir auch recht Müde als wir nach Alice Springs zurückkehrten.


In Alice Springs sahen wir das einzige Mal Eingeborene in Australien und diese waren eigentlich ein trauriger Anblick, denn sie wirkten sehr heruntergekommen, alkoholabhängig und lungerten in der Stadt herum. Die Gründe hierfür dürften sehr vielfältig und komplex sein. Zum einen fällt es uns schwer ihre doch sehr unterschiedlichen Gesichtsausdrücke richtig zu deuten, andererseits sind dies meist Leute, die von ihren eigenen Stamm verstoßen wurden, und keinen anderen Platz haben, wo sie hingehen können. In der Stadt gibt ihnen kaum jemand Arbeit, was wohl immer noch geschichtlich bedingt ist. Noch vor rund 40 Jahren wurden die Ureinwohner im Gesetz unter "Fauna und Flora" geführt und waren eigentlich gar keine Menschen. Erst in den letzten Jahrzehnten auf Druck der Bevölkerung änderten sich langsam die Gesetze in Richtung Gleichberechtigung. In knapp hundert Jahren sollen die Menschen ihr geraubtes Land wiederbekommen, welches im Moment als geleast angesehen wird.

Wie schon oben erwähnt scheint Alkohol in Australien generell als starkes Problem gesehen zu werden und im speziellen in den "Northern Territories", wo sich auch Alice Springs befindet. In den Supermärkten darf kein Alkohol verkauft werden, allenfalls in anliegenden "Bottelshops". Hierbei wurde von Roman in Alice Springs der Reisepaß verlangt, obwohl er ja nicht gerade wie unter 18 aussieht. Die Ausweisnummer wurde notiert, so daß es nicht möglich ist pro Tag in verschiedenen Märkten Alkohol für mehr als ~60 EUR zu erwerben. Eine Party kann man mit diesem Betrag auf jeden Fall nicht ausrichten, aber "Big Brother" freut sich sicherlich über diese gewissenhafte Datenerfassung.

Abschließend gibt es noch eine schöne positive Anekdote zu berichten: Ein Mitreisender auf der Tour zum Uluru hatte auf eine Raststation seine Tasche mit Allem (Reisepaß, Geld, Kreditkarte, Telefon, etc.) liegen gelassen und ist erst einige Kilometer später aufgefallen. Ein ehrlicher Finder hatte die Tasche bei der Raststation abgegeben und nach einige Telefonaten wurde die Tasche mit vollständigem Inhalt am nächsten Tag nach Alice Springs geschickt.




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